Einleitung
Nordic Walking wird an der Berner Fachhochschule im Studiengang Bachelor Physiotherapie unterrichtet. Das Thema wird nicht spezifisch als ein Modul unterrichtet, ist aber ein Teil des Moduls «Grundlagen Behandlung» (Sem. 2) im Thema «Ausdauer». Die Studierenden werden in einer Lektion in die Theorie eingeführt. In dieser Lektion werden die gesundheitsförderlichen Wirkungen von bewegen im Wald als Ort eines Trainings gelernt. Zum Beispiel werden die günstigen Wirkungen von Terpenen erklärt.
Der praktische Teil findet draussen im Wald statt. Im 6. Semester im Modul Sport, wird Nordic Walking nochmal unterrichtet (nur praktisch an der Grünfläche). Die Studierenden müssen dann eine Lektion vorbereiten und diese an Ihren Mitstudenten im Wald durchführen. Die positiven Wirkungen in Bezug auf Bewegen in Green spaces sollen dann auch erwähnt werden.
Die Inhalte des Unterricht liegen in der Waldmedizin. Das Zentrum der Erforschung liegt in Japan, wo Waldbaden zur öffentlichen Gesundheitsversorgung zählt. Das «Waldbaden» blickt in Japan auf eine lange Tradition in der Volksmedizin zurück.
Literatur mit der die Studierenden arbeiten
Folgende Studien werden für die Studierenden bereitgestellt und sie sollten ihre Lektion mit diesen Erkenntnisse aufbauen:
Li, Q., Kobayashi, M., & Kawada, T. (2008). Relationships between percentage of forest coverage and standardized mortality ratios (SMR) of cancers in all prefectures in Japan. The Open Public Health Journal, 1(1).
Diese Studie in der japanischen Bevölkerung kam zum Ergebnis, dass in Waldgebieten signifikant weniger Menschen an Krebs sterben als in unbewaldeten oder gerodeten Gebieten.
Kardan, O., Gozdyra, P., Misic, B., Moola, F., Palmer, L. J., Paus, T., & Berman, M. G. (2015). Neighborhood greenspace and health in a large urban center. Scientific reports, 5(1), 1-14.
Eine epidemiologische Studie in Toronto konnte zeigen, dass Menschen – wenn sie in Nähe von Bäumen leben (auch in der Stadt) – eine geringere Gefahr für Herz-Kreislauf Erkrankungen, Diabetes, Bluthochdruck und anderen «Zivilisationserkrankungen» aufweisen.
Li, Q., & Kawada, T. (2013). Effect of the forest environment on human immune function, in Forest Medicine, Nova Biomedical, New York, S. 69-89
In dieser Studie nahm man den Versuchspersonen vor und nach einem Waldbesuch Blut ab. Dabei stellten sie fest, dass der Wald wichtige Anteile des Immunsystems aktiviert und stärkt. Ein ganzer Tag im Wald führt bei den Versuchspersonen im Schnitt zu einem Anstieg der natürlichen Killerzellen um fast 40%. Diese Abwehrzellen waren nicht nur mehr geworden, sondern auch deutlich aktiver geworden. Der Effekt hielt 7 Tage lang. Nach 2 Tagen in einem Waldgebiet enthielt das Blut der Teilnehmer sogar doppelt so viele Killerzellen als vorher. In diesem Fall war der Effekt noch 30 Tage später messbar.
Ohira, T., & Matsui, N. (2012). Phytoncides in forest atmosphere. Nova Science Publishers: New York, NY, USA, 25-34.
Die Wirkmechanismen des Waldbadens werden auch den gasförmig in der Waldluft herumschwebenden Stoffen, den Terpenen zugeschrieben. Mit diesen informieren sich Bäume und Pflanzen gegenseitig, um sich vor Schädlingen zu schützen. Die japanischen Waldforscher vermuten, dass die im Wald in hohen Mengen gemessenen Terpene, für die gesundheitsförderliche Wirkung auf den Menschen ausschlaggebend sind.
Li, Q., Kobayashi, M., Inagaki, H., Wakayama, Y., Katsumata, M., Hirata, Y., ... & Kawada, T. (2012). Effect of phytoncides from forest environments on immune function. In Forest Medicine (pp. 159-169). Nova Science Publishers, Inc.
Als man einige dieser Terpene isolieren konnte, hat man Versuchspersonen zu Übernachtung in einem Hotel eingeladen. Während des Schlafs reicherten sie die Luft in den Hotelzimmern für die Hälfte der Teilnehmer durch einen Zerstäuber im Zimmer mit den Terpenen an, ohne dass die Versuchspersonen davon etwas merkten. Die andere Hälfte schlaf in unbehandelten Zimmern. Jeweils vor dem Schlafengehen, sowie um 07.00 Uhr morgens nahmen die Wissenschaftler allen Personen Blut ab. Das Ergebnis war bahnbrechend. Die Teilnehmer der «Baumgruppe», die nachts die Terpene eingeatmet hatten, wiesen am nächsten Tag eine deutliche Steigerung der Killerzellen auf, sowie einen erhöhten Gehalt an Anti-Krebs-Proteinen im Blut auf.
Thoppil, R. J., & Bishayee, A. (2011). Terpenoids as potential chemopreventive and therapeutic agents in liver cancer. World Journal of Hepatology, 3(9), 228.
Eine Krebsforscherin in Nashville stiess auch auf die Wirkung von Terpenen gegen bösartige Tumoren. Die Wirksamkeit von pflanzlichen Terpenen gegen Tumoren in Zellkulturen scheint gut belegt.
Arvay, C. G. (2016). Der Heilungscode der Natur: die verborgenen Kräfte von Pflanzen und Tieren entdecken. Riemann Verlag.
Sowohl Krebsforscher als auch Waldmediziner identifizierten dieselben Terpene als die wirksamsten, nämlich die Limonene (in Zitrusgewächsen und Lavendel enthalten) und Pinene (vor allem in den grünen Teilen der Nadelbäume).
Mills, J. J., Chari, R. S., Boyer, I. J., Gould, M. N., & Jirtle, R. L. (1995). Induction of apoptosis in liver tumors by the monoterpene perillyl alcohol. Cancer research, 55(5), 979-983.
Die Wirksamkeit von Terpenen bei Krebs ist mannigfaltig belegt. Sie wirken auch bei Hautkrebs, Nieren- und Leberkrebs.
Eefje Luijckx (PhD)
Professor (BFH Bern)
Eefje Luijckx is a Professor at the Bern University of Applied Sciences in Switzerland. She is a physiotherapist and a health scientist. She is interested in social epidemiology and health promotion and sees great opportunities for physiotherapy in themes like planetary health, green spaces, transdisciplinarity and health promotion.
Prof Dr Monika Leitner (PhD)
Professor (BFH Bern)
Monika Leitner is a professor at the Bern University of Applied Sciences in Switzerland. She has a master’s in sports physiotherapy and is interested in all kinds of outdoor activities. She wants to promote outdoor activity for its benefits for physical well-being.
Ausblick
Das Nordic Walking als Umweltthema, ist ein erster Ansatz, um mehr Umweltthemen im Studiengang Physiotherapie an der Berner Fachhochschule in den Modulen zu integrieren. An weiteren Elementen wird gearbeitet.
Weiterfuehrende Literatur zum Thema
Der Grazer Biologe Clemens Arvay setzt sich seit vielen Jahren mit der Gesundheitsökologie auseinander und hat mehrere Bücher zum Thema verfasst, dich ich sehr empfehlen kann:
Arvay, C. G. (2015). Der Biophilia-Effekt. Heilung aus dem Wald. edition a, Wien.
Auf Youtube als Hörbuch (>7 h) gratis zum Anhören: https://www.youtube.com/watch?v=7q0S65PH-8o
Arvay, C. G. (2018). The Healing Code of Nature: Discovering the New Science of Eco-Psychosomatics. Sounds True
Arvay, C. G. (2018). Biophilia in der Stadt. Wie wir die Heilkraft der Natur in unsere Städte bringen. München: Wilhelm Goldmann.
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